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Herr Studiendirektor a. D. Rolf Rabe händigt dem Staatlich geprüften Techniker Bernd Landmann das neue Konrad-Zuse-Zertfikat aus.


Unvergeßliches in Verbindung mit dem Zertifikat

        Es war der Wunsch des Computer-Vaters, die mit seiner Urkunde auszuzeichnenden Studierenden vor der Unterzeichnung des Zertifikates persönlich kennenzulernen. Bis zum Jahre 1988 lud er den Schulleiter und die Vorsitzende des Freundeskreises zusammen mit dem späteren Absolventen zu Kaffee und Kuchen in sein herrlich gelegenes Haus in Hünfeld ein. Nach der Pensionierung von Herrn Otto übernahm ich die ehrenvolle Aufgabe; und nach meiner Wahl zum Vorsitzenden unseres Freundeskreises begleitete ich die Auszuzeichnenden offiziell in die Wohnung der Familie Zuse, wo uns Kaffee, Obsttorte und Hünfelder Kräuterlikör erwarteten. Die Studierenden erhielten im Gespräch mit Herrn Zuse einen bleibenden Eindruck von der starken Persönlichkeit des trotz seiner zahlreichen Ehrungen für zukunftsweisende Erfindungen recht natürlich gebliebenen Menschen. Nach dem Kaffee - Herr Zuse erhielt stets einen besonderen Tee - durften wir uns in das Gästebuch eintragen, in dem wir Namen sehr bekannter Wissenschaftler und Politiker wiederfanden. Sehr beeindruckend war für uns Gäste die Führung des Hausherren und seiner Gattin in das im oberen Stockwerk liegende Atelier, in dem uns der Künstler Konrad Zuse nicht nur seine zuletzt gemalten Ölbilder zeigte, sondern auch Kreidezeichnungen von Wissenschaftlern seiner Generation vorstellte. Auch das Selbstbildnis, das später als Vorlage zum neuen Zertifikat

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dienen sollte, war hier ausgestellt. Besonderes Interesse erweckte bei uns Gästen eine selbst erstellte mechanische Speichereinheit aus dem von 1936 bis 1938 in Berlin gebauten Rechner Z1, deren Funktion er begeisternd und verständlich erläuterte. Schließlich erklärte er uns das Modell eines mit digitaler Steuerung ausgestatteten, in der Höhe veränderbaren Turmaufbaus für moderne Windkraftanlagen, für das er kurz zuvor (1994) die Patentrechte erhalten hatte. Auf dem Wege zum Atelier, der für den über achtzigjährigen Erfinder bereits recht beschwerlich wurde, hatten wir Gäste Zeit, die zahllosen Diplome, Ehrenurkunden und Fotos von bekannten Wissenschaftlern, wie z. B. Max Planck und von Staatsmännern, wie z. B. Theodor Heuß, Helmut Schmidt und Heinz Riesenhuber ehrfurchtsvoll zu betrachten. Die Zeit reichte leider nie aus, die vielen Erinnerungsstücke des Trägers des "Werner-von-Siemens-Ringes" genauer auf uns wirken zu lassen.
        Auf der Heimfahrt faßte einmal einer der Absolventen den Nachmittag bei Familie Zuse mit folgenden Worten zusammen: "Ich hatte mir Herrn Zuse als unnahbaren Wissenschaftler vorgestellt, für den ich ein Nichts bin. Dabei habe ich aus seinen Fragen an mich entnehmen können, daß er selbst erwachsene Kinder hat, um die er sich wie ein ganz normaler Vater und Mensch sorgt." Und ein anderer äußerte: "Der Mann ist von Gott stark bevorzugt worden! Er ist ein begnadeter Erfinder, ein anerkannter Wissenschaftler und ein bekannter Künstler dazu. Damit hätten drei Menschen beglückt werden können!"
        Und darüber freue ich mich besonders: Frau Zuse hat mir kürzlich, auf meine Anfrage hin schriftlich erklärt, daß auch die zukünftigen Zertifikatsträger die zahlreichen Erinnerungsstücke in der Wohnung besichtigen können. Wir werden anschließend das Grabmal von Prof Zuse auf dem Friedhof in Hünfeld aufsuchen und - nach Fertigstellung des Konrad-Zuse-Museums - dort u.a. Rechneranlagen besichtigen, die überwiegend in Bad Hersfeld entwickelt und hergestellt worden sind.
        Mit diesem Besuchsprogramm wird auch den Absolventen, die das neue Konrad-Zuse-Zertifikat erhalten, ein konkreter Bezug zum Namensträger hergestellt, und es wird damit, so lange Frau Zuse die Besuche ermöglichen kann, die Erinnerung an ein großes Vorbild unserer Techniker in idealer Weise vertieft werden.

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